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Hessisches Jazz Podium 2008

28. - 30. November 2008 in der Bessunger Knabenschule,
Ludwigshöhstr. 42, 64285 Darmstadt

AAugust_und_die_falschen_Hasen - Christopher Dell's D.R.A. - Jürgen Wuchner's Deep Talking - Uli Partheil's Playtime - Detlev Landeck - Lurk Lab - Andromeda

gefördert von:

  • Ministerium für Wissenschaft und Kunst des Landes Hessen
  • Stadt Darmstadt
  • Hessischer Rundfunk, hr2

EDITORIAL

Wir vom Förderverein Jazz sind stolz und froh, dass die Ministerin für Wissenschaft und Kunst uns bereits zum dritten Mal damit beauftragt hat, ein Hessisches Jazzpodium in Darmstadt auszurichten.

Der „Verein zur Förderung des zeitgenössischen Jazz e.V.“ ist ein Zusammenschluß von leidenschaftlichen Musikmachern und -hörern, die möglichst viele Menschen für alle Formen und  Farben der improvisierten Musik-, Denk- und Lebensauffassung, also: für den  „Jazz“, begeistern möchte.

Der Ort, an dem wir uns hier befinden, ist nicht nur die Stadt der Ferienkurse für Neue Musik, sondern auch die Stadt, die mit dem Jazzinstitut ein internationales Dokumentations- und Forschungszentrum beherbergt, das in die ganze Jazzwelt ausstrahlt –  Wolfram Knauer erhielt dafür den Hessischen Jazzpreis 2002.

Eine Stadt, aus der herausragende Musikerpersönlichkeiten wie Jürgen Wuchner (Hessischer Jazzpreis 1996) oder Christopher Dell (Musikpreis der Stadt Darmstadt 2006) hervorgegangen sind.

Musiker, die den Jazz nicht nur als Musikrichtung, sondern auch als Existenzform und als soziale Skulptur begreifen. Musiker, die maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass Darmstadt über eine lebendige und offene Jazzszene, ein exemplarisches Miteinander von Musikern, Amateuren und Fans verfügt, wie sie nur wenige andere Städte aufweisen können.

Dank der Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, des Kulturamtes der Stadt Darmstadt – und dank unserer Sponsoren – war es uns möglich, ein Festival zu konzipieren, das den Ort und die Zeit reflektiert, an denen das diesjährige Jazzpodium stattfindet.

Ein Festival, das zugleich die Musik seines Preisträgers Detlef Landeck im Kontext unterschiedlichster Spielkonzepte präsentiert, denen eines gemeinsam ist: dass sie, scheinbar von den Rändern her kommend, allesamt in das heiße Zentrum des gegenwärtigen Jazz vorstoßen wollen.

Eine Musik, die uns im besten Fall zu nicht weniger animieren will, als auch unser außermusikalisches Leben, als Individuen und als soziale Wesen, zu improvisieren, radikal gegenwärtig zu sein und offen für das Überraschende, das Andere und für die Herausforderung des nächsten Augenblicks.

So üben wir mit dem Erleben dieser Art von Musik nebenbei Fähigkeiten ein, die für ein funktionierendes Gemeinwesen wesentlich sind. Fähigkeiten, die wir als Gesellschaft dringend brauchen.

Darum, liebe Verantwortliche in den Ministerien und Kulturämtern, investieren Sie weiterhin in den Jazz! Helfen Sie Begegnungen mit Musik zu ermöglichen, aus denen die Menschen nicht unverändert hervorgehen!
Wir sind überzeugt, dass diese Mittel gut angelegt sind.

Liebe Festivalbesucher, das einzige, was Sie von diesem Jazzpodium nicht erwarten können, ist musikalische Routine, lupenreine Klassik und die Gewißheit, was als nächstes auf Sie zukommt.

Statt dessen laden wir Sie ein, an drei spannungsreichen Abenden mit sieben hervorragenden Ensembles – vom Trio bis zum symphonischen Bigband-Orchester – ein breites Spektrum von Spielarten aktueller improvisierter Musik zu erkunden. Erleben Sie die Weite des Klangraums, in dem hier und heute Musik gespielt wird, die im Jazz wurzelt.

Bringen Sie einfach etwas Neugierde und Offenheit mit, gönnen Sie sich ein wenig Bereitschaft zur Metamorphose und freuen Sie sich auf drei Abende voller überraschender Erlebnisse – ganz im Sinne der berühmten Kurzformel für den Jazz: „The Sound of Surprise“.

Ihr Förderverein Jazz, Darmstadt

Tickets

Tageskarte Fr,  28.11.      15.- € /erm. 12,- €
Tageskarte Sa, 29.11.      15.- € /erm. 12,- €
Tageskarte So, 30.11.      12.- € /erm. 10,- €

Festivalpass Fr-So            30,- €

Freitag, 28. November 20:00 Uhr

Jürgen Wuchner’s DEEP TALKING

Jürgen Wuchner (Kontrabass)
Wollie Kaiser (Bassklarinette, Kontrabassklarinette)
Manfred Becker (Akkordeon)
Janusz Maria Stefanski (Schlagzeug)

DEEP TALKING - Den Dingen auf den Grund gehen.

Die Opener-Band des Jazzpodiums 2008 hält sich nicht lange bei Oberflächlichkeiten auf.

Jürgen Wuchners DEEP TALKING macht sich gleich zu Beginn des Festivals daran, auszuloten, was sich in der musikalischen Tiefendimension tut.

Der Name des Projekts beruht auf einer Wuchner-Komposition, die in die 80er Jahre zurückreicht. Die Erkundung der Undertones & Subtones ist für den Bassisten, Jazzpreisträger des Jahres 1996, natürlich absolut nichts Neues. Noch nie aber hat er dem Rausch der Tiefe ein ganzes Bandprojekt gewidmet.

Dazu hat das Urgestein der Darmstädter Szene eine Band zusammengestellt, die aus sehr tiefen Instrumenten besteht:

Er selbst spielt hier einen speziell besaiteten 5-saitigen Kontrabaß.


Der Multiinstrumentalist Wollie Kaiser, häufiger Mitstreiter Jürgen Wuchners und bestens bekannt als Kölner Saxofonmafioso, beschränkt sich auf Bass- und Kontrabassklarinette.

Manfred Becker, Grenzgänger am Akkordeon, seit Jahren ebenso in der Gießener Jazzszene wie bei zahlreichen Film- und Theater und Literaturproduktionen aktiv, wird die tiefen Register seines Instruments ziehen.

Das klangsensible Spiel von Janusz Maria Stefanski (Hessischer Jazzpreis 2003) verleiht den Sounds des Quartetts den dunklen Drive, den man von den Kompositionen Jürgen Wuchners erwarten darf.

Natürlich werden ausschließlich Eigenkompositionen Jürgen Wuchners als Spielmaterial für diese außergewöhnliche Expedition ins Reich der Tiefe(n) dienen.

DEEP TALKING: Oberflächliches Geschwätz ist nicht angesagt, hier werden ernsthafte, tiefe Töne angeschlagen. Diese Band geht den Dingen musikalisch auf den Grund. Wer Jürgen Wuchner kennt, weiß allerdings, dass in der Tiefe bisweilen auch ein abgründiger Spielwitz lauert.

AAugust und die falschen Hasen

Andreas August (Gesang, Trompete)
Tomek Witiak (Gitarre)
Moritz Gleditzsch (Trompete)
David Hagen (Kontrabass, Tuba)
Bertram Ritter (Schlagzeug)
Florian Dreßler (Perkussion)

Wer ist nicht alles zum Vergleich bemüht worden, um diesen Mann zu charakterisieren?
Ein deutscher Tom Waits, ein Helge Schneider aus Frankfurt, ein Wiedergänger Randy Newmans gar?
Oder doch eher Götz Alsmanns?

Vergeblich. AAugust entzieht sich allen Kategorisierungen.

Wenig ist über diesen Exzentriker, der das Spiel mit Maske und Namen liebt, in Erfahrung zu bringen. Man kennt ihn immerhin seit 30 Jahren als Bestandteil der legendären Frankfurt City Blues Band. Er hat Kunst, Germanistik, Schauspiel und vieles mehr studiert. Er tritt in verschiedenen Projekten unter verschiedenen Namen auf , manchmal heißt er Narciso Andrés, manchmal Andreas von Gunthen, singt Weihnachtslieder für Unterliedersbach oder in Electronic-Noise mit der Band  „Parallelaktion“. Als bildender Künstler ist er ganz nebenbei auch noch aktiv.

Dem Charme, dem Witz und der Originalität seiner musikalischen Darbietungen kann man sich jedenfalls unmöglich entziehen. Hier geht es drunter und drüber: von Vaudeville über Blues zu Mambo, von Brecht/Weill über Tango zu bajuwarischer Blasmusik. Dazu werden deutsche Texte zum Besten gegeben, die lakonisch, schnoddrig, ironisch, ernsthaft, albern, melancholisch sein können: in absolut unwägbarem Mischungsverhältnis.

Die „Falschen Hasen“, die das lebende Gesamtkunstwerk AAugust dabei auf der Bühne unterstützen, sind jedoch ausgewiesene und vielseitige Jazzmusiker wie Schlagzeuger Bertram Ritter, Perkussionist Florian Dreßler, Bassist David Hagen oder Gitarrist Tomek Witiak, deren  Experimentierfreude aus (seriösen und originellen) Jazzformationen wie „Nachttierhaus“ oder „Das grüne Hemd“ im Rhein-Main-Gebiet  bestens bekannt sind. Der Trompeter Moritz Gleditzsch hat sich bereits in verschiedenen Jazz-Rockbands einen Namen gemacht. Diese ausgebufften Sidemen sorgen dafür, dass die abenteuerliche Stilmischung immer aufgeht und die falschen Hasen sich immer auf ihren profunden musikalischen Riecher verlassen können.

Dennoch ist diese Band sicher eine Herausforderung für die Jazzpolizei:
absolut unkorrekt, unkonventionell - und unwiderstehlich!

Christopher Dell's D.R.A.

Christopher Dell (Vibraphon)
Christian Ramond (Kontrabass)
Felix Astor (Schlagzeug)

"Unser Anliegen ist die Ausreizung des rhythmisch Machbaren im Raum des klassischen Triospiels. Die Kompositionen Christopher Dells verdichten und komprimieren musikalische Information ins Extrem. Komplexe Taktwechsel, Tempowechsel und irisierende Harmoniefolgen verzahnen sich, immer in Rückbezug auf die Tradition. Ständige Modulationen, Iterationen und Transitionen stellen äusserste Herausforderungen an uns Spieler dar. Thema und Solo sind kaum mehr trennbar, nicht voneinander zu unterscheiden. Alle Ebenen werden verwoben und eröffnen alten Perspektiven neue Dimensionen."

Andere Jazzbands üben wenig und spielen häufig, dieses Trio macht es umgekehrt. Mit unglaublichem Probenaufwand erkunden die drei hoch virtuosen Musiker von DRA die Grenzen des musikalisch Machbaren.

Christopher Dell, Gründer des Instituts für Improvisationstechnologie und Professor für Kultur der Metropole an der HafenCity Universität für Baukunst und Raumentwicklung in Hamburg, ist eine absolut singuläre Erscheinung in der Jazzwelt.

Mit einer unglaublichen Konsequenz hat er von einer sehr europäischen Warte aus das afrikanische Erbteil des Jazz, nämlich seine spezifische Rhythmik, in den Blick genommen. Die Komplexität, die wir von einer fortgeschrittenen modernen Jazzharmonik gewohnt sind, wendet Dell auf die Rhythmik an. Er stapelt, überlagert, verändert Rhythmen und Tempi, wie ein Pianist einzelne Töne oder Klangfarben zu Akkorden, Harmoniefolgen oder Clustern ordnet. (Das macht Dell ganz nebenbei auch noch). Dabei sind seine rhythmischen Veränderungen natürlich nicht willkürlich, sondern strukturell begründet, wie es sich für einen zeitgenössischen europäischen Komponisten gehört. Damit nicht genug, er und sein Trio schaffen es, auch mit und innerhalb dieser komponierten rhythmischen Strukturen zu improvisieren und setzen dabei Maßstäbe.

Trotz der überbordenden Intelligenz, die Chris Dell auch auf außermusikalische Kontexte anzuwenden weiß, ist hier kein blasser verkopfter Theoretiker, sondern ein humorvoller Vollblutmusiker am Werk, der bei Gary Burton studierte, der Lionel Hampton und Red Norvo verinnerlicht hat – und sich nun anschickt, dem Jazz mit Hilfe der europäischen Geistestradition von Kant bis Stockhausen heimzuzahlen, was der weiße Musiker aus dem Land der Aufklärung, dem schwarzen Amerika für das Geschenk des Groove und des Blues, der Bedeutung der Körperlichkeit schuldet.

Christopher Dell und seine kongenialen Partner Christian Ramond am Bass und Felix Astor am Schlagzeug schlagen ein neues europäisches Kapitel in der Geschichte des Jazz auf.

Samstag 29. November, 20:00 Uhr

Uli Partheils PLAYTIME

Uli Partheil (Piano)
Hanns Höhn (Bass)
Holger Nesweda (Schlagzeug)
Peter Lehmann (Sprecher)

Etwas völlig Unangestrengtes ist um Uli Partheil. Seine Stärke liegt in der absolut unbeirrbaren Gelassenheit, mit welcher der Darmstädter Musiker seit Jahren seine Auffassung vom modernen Jazzpiano kultiviert hat. Sensibilität, Sinn für Einfachheit und melodische Schönheit zeichnen ihn ebenso aus wie seine Vorliebe für sperrige Harmonien und vertrackte Rhythmen. Nicht von ungefähr erforscht er immer wieder den Kosmos Thelonious Monk ebenso wie die Meisterwerke von Duke Ellington. Vom hintersinnigen Humor des Pianisten zeugt etwa seine lässig groovende Band WESTERN CIRCUS, die als „Country Jazz“- Projekt rund um die Comicfigur Lucky Luke augenzwinkernd musikalisches Neuland betreten hat.

Die tiefe Menschlichkeit aber, die Partheils Kunst prägt, spiegelt am Eindrücklichsten sein PLAYTIME Trio. Eine Musik, die sich nicht anbiedert und nicht aufdrängt: sie will von aufmerksamen Zuhörern entdeckt werden. Musiker wie Ack van Rooyen, ewig junger Meisterlyriker am Flügelhorn, der im letzten Jahr ausgiebig mit PLAYTIME auf Tour war, haben das schon lange erkannt.

So ist es ist auch kein Zufall, dass Uli Partheil nach der Prosa des uruguayischen Dichters Eduardo Galeano, die sein letztes Programm inspiriert hat, zur Lyrik Pablo Nerudas gefunden hat. Die Solidarität, Schlichtheit und stupende poetische Kraft, die Nerudas Werk auszeichnen, finden ihre tiefe Entsprechung in der Spiel- und Kompositionshaltung eines Pianisten, der die Darmstädter Szene wie kein zweiter geprägt hat. Vollkommen verdient hat er soeben den Darmstädter Musikpreis 2008 erhalten.

Das neue Programm stellt Kompositionen von Uli Partheil Texten von Pablo Neruda sowie Werken von Duke Ellington gegenüber. Mit dabei ist der chilenische Schauspieler Peter Lehmann, der den Geist der Lyrik Nerudas auf authentische Weise zu transportieren versteht. Mit Hanns Höhn und Holger Nesweda stehen Uli Partheil zwei bewährte sensible und aufmerksame Mitstreiter zur Seite, die PLAYTIME zu einem idealtypischen Piano-Trio des modernen Jazz machen.

OUT-POINT  feat. DJ Samon Kawamura

Detlef Landeck (Posaune, Electronics)
Heiko Pape (Kontrabass, Bassgitarre)
Joe Bonica (Schlagzeug, Perkussion)

Samon Kawamura (Turntables)

Preisträgerkonzert

Detlef Landeck wird heute für seine Verdienste um die Entwicklung des Jazz in Hessen mit dem Hessischen Jazzpreis 2008 ausgezeichnet. Die Jury lobt seine Vielseitigkeit als Instrumentalist mit einer hervorragenden Technik, der traditionelle Spielweisen des Jazz mit zeitgenössischen Gestaltungs- und Ausdrucksmöglichkeiten verbindet. Der Posaunist hat nicht nur die unterschiedlichsten Bands initiiert und geleitet, er war auch Mitbegründer des Fördervereins Kasseler Jazzmusik.

Im Preisträgerkonzert präsentiert Detlef Landeck mit OUT-POINT ein Projekt, das im Zentrum seiner künstlerischen Aktivitäten steht. Die Band spielt seit vielen Jahren in der festen Besetzung mit Heiko Pape am Bass und Joe Bonica an den Drums:

Ich wollte immer mal ein Trio haben wie Albert Mangelsdorff in der 60er Jahren. Um ein abwechslungsreiches Programm spielen zu können, wünschte ich mir einen klangmalerischen Schlagzeuger und auch einen Bassisten der mit Klangfarben umgehen kann.

Der deutliche Bezug auf Albert Mangeldorff macht deutlich, wo die Wurzeln des Preisträgers liegen. Selbst der Bandname OUT-POINT spielt an das Albert Mangelsdorffs epochales Album „The Wide Point“ von 1975 (mit Palle Danielson und Elvin Jones) an. OUT-POINT stellt sich so selbstbewußt in die Tradition des (pianolosen) Posaunentrios, wie es exemplarisch die Mangelsdorff-Band von 1975 verkörpert. Das Zusammenspiel gleichberechtigter Partner setzte Maßstäbe und lotete alle Möglichkeiten des Triospiels aus - eine Musik voller Dynamik und Überraschungen.

Auf dieser Basis entfalten die drei Musiker eine kontinuierliche Suche nach frischen Ausdrucksmustern, ohne Angst vor Groove, stilistischen Fettnäpfchen und mit Offenheit für die Beats der Gegenwart.

Nun geht Detlef Landeck noch einen Schritt weiter: Die Zusammenarbeit von OUT-POINT mit DJ Samon Kawamura markiert den Beginn seiner Projektreihe NU EUROPEAN JAZZ CONCEPTIONS. Der Posaunist wird seine Band immer wieder um einen Gastmusiker mit anderem künstlerischen Schwerpunkt erweitern, um so Entwicklungen und Schwerpunkte spezifisch europäischer Jazzentwicklungen aufzuzeigen.

DJ Samon Kawamura, in Heilbronn als Sohn einer Deutschen und eines Japaners, in Tokyo  dreisprachig aufgewachsen und amerikanisch sozialisiert, ist ein Grenzgänger zwischen Kulturen und Genres, ein Spezialist für Grenzüberschreitungen. Er arbeitet als Songwriter, Produzent und Turntablist mit Mousse T. und Lychee Lassi, produziert eigene HipHop-Alben, remixte für Joy Denalane und spielt mit Jazzern wie Till Brönner und Roberto Di Gioia.

OUT-POINT & DJ Samon Kawamura ist die Verschmelzung von akustischen Sounds und traditioneller Musikkonzeption mit Elektronik und neuzeitlichen Produktionsweisen. Kompositionen der Musiker werden ergänzt, verfremdet, umgedeutet, einem elektronischen Klang- und Rhythmusgebilde gegenübergestellt. Wir erleben, wie im kreativen Prozeß in sich bereits vielfach gebrochene kulturelle Traditionen neu zusammengesetzt und integriert werden. Mit Detlef Landeck wird auch ein Künstler ausgezeichnet, der mit musikalischen Mitteln immer wieder Antworten auf die Herausforderungen unserer globalisierten Welt sucht.

Sonntag 30. November, 20:00 Uhr

LURK LAB

Jörg Fischer (Schlagzeug)
Matthias Schubert (Tenorsaxophon)
Uli Böttcher (Live Sampling)

Ein Laboratorium der besonderen Art verbirgt sich hinter dem Trio von Schlagzeuger Jörg Fischer, Elektroniker Uli Böttcher und Tenorist Matthias Schubert. Dieses LAB verzichtet bedwußt auf ein vorkonzipiertes Repertoire und vertraut gänzlich den Möglichkeiten der freien Interaktion.

Auch wenn die Musiker behaupten, der Bandname sei reine Lautpoesie, beschreibt LURK doch einen wesentlichen Aspekt des freien Spielkonzepts, um das es hier geht: die Fähigkeit, den Äußerungen der Kollegen aufzulauern, in höchster Anspannung und mit äußerster Präzision zuzuhören, um blitzschnell mit dem Sound reagieren zu können, den die stets veränderliche musikalische Situation erfordert.

Ein Konzept, das nur aufgehen kann, weil hier drei höchst individuelle, humorvolle und erfahrene Klangforscher ins Labor gehen:

Der in Wiesbaden lebende Schlagzeuger Jörg Fischer hat eine Spielweise entwickelt, die Eindrücke vom Free Jazz, experimenteller Rockmusik sowie der klassischen „Avantgarde“ vereint. Er ist in zahlreichen kooperativen Ensembles, als Sideman oder Solist aktiv. Der feinnervige Wiesbadener Elektroniker Uli Böttcher hat sich spezialisiert auf digitales Live-Sampling und war auf zahllosen Festivals zu Gast. In letzter Zeit ist er in Erscheinung getreten etwa mit Roger Turner, Martin Klapper oder Michel Waisvisz. Der Berliner Tenorsaxophonist Matthias Schubert ist seit Jahren ein herausragender Exponent auf seinem Instrument. Er hat für seine vielfältige und fantasievolle Arbeit unter anderem den SWR-Jazzpreis 1995 erhalten.

Im Sommer letzten Jahres von Jörg Fischer für eine Reihe von Konzerten ins Leben gerufen, hat die Band schnell eine stimmige Chemie und einen prägnanten Bandsound entwickelt – einen Bandsound mit zumeist recht stacheligem Charme. Böttcher, Fischer und Schubert agieren im Spannungsfeld zwischen Free Jazz, Musique Concrète und einer komplex gebrochenen punkigen Rockenergie. Dem Naturell der Musiker entsprechend geht es dabei mit viel Drive und Spielwitz zur Sache.

ANDROMEDA MEGA EXPRESS ORCHESTRA


Daniel Glatzel (Komposition, Tenor Sax, Klarinette, Bassklarinette)
Oliver Roth (Flöte)
Laure Mourot (Flöte, Piccolo-Flöte, Alt-Flöte)
Sebastian Hägele (Fagott)
Wanja Slavin (Klarinette, Alt-Saxophon)
Johannes Schleiermacher (Bariton Sax, Tenor Sax)

Aki Sebastian Ruhl (Trompete, Flügelhorn)
Magnus Schriefl (Trompete, Flügelhorn)
Gerhard Gschlössl (Posaune, Sousaphon)

Karl Ivar Refseth (Vibraphon)
Anna Viechtl (Harfe)
Kalle Zeier (Gitarre)
Andi Waelti (Kontrabass), Andi Haberl (Schlagzeug)

Matthew Lonson (Violine), Josa Gerhard (Violine), Mokkapan Phongphit (Violine)
Magdalena Brune (Viola), Martin Stupka (Viola), Charlotte Jacke (Cello), Isabelle Klemt (Cello)

Im Weltall ist alles möglich!

„Zwischen kreativem Chaos und notierter Ordnung verwirklichen sie ihre Vision von Klassik mit der Zügellosigkeit des Jazz, ihre Version von Jazz mit der Erhabenheit des Jazz“ schrieb, hilflos und ergriffen, die Süddeutsche Zeitung.

20 junge Musiker mit verschiedenster musikalischer und kulturellern Herkunft (Deutschland, Frankreich, Schweiz, Kanada, Norwegen, Japan, Thailand, Tschechien und Südkorea) haben sich in dieser höchst unkonventionellen Formation gefunden und über Jahre hinweg zu einem verschworenen Haufen entwickelt. Nun reisen sie gemeinsam durch die Welt und verzücken ihr Publikum auf renommierten Festivals, in Clubs und Konzertsälen im ganzen bekannten Weltraum – von Berlin über Amsterdam nach Korea und bis in die hintersten bayerischen Provinznestern.

Stilistisch nicht festgelegt, immer strukturell hochkomplex und ein Riesenspaß auf der Bühne – so begeistert das ANDROMEDA MEGA EXPRESS ORCHESTRA nicht nur sein Publikum in aller Welt. Auch so unterschiedliche Künstler wie die NOTWIST oder Herbert Grönemeyer haben das ANDROMEDA MEGA EXPRESS ORCHESTRA um Unterstützung im Plattenstudio und bei ihren Live-Auftritten gebeten und Ihre Musik mit dem einzigartigen Andromeda-Sound angereichert.

Alle Stücke dieser Formation der Superlative stammen aus der Feder von Daniel Glatzel, der als „einer der interessantesten und individuellsten Komponisten der Jazzszene“ (Jazz-Zeitung) gehandelt wird. Seine Einflüsse reichen, wie er selbst sagt, von Schubert bis Bartók, von Clifford Brown bis zur Musik Marokkos.

Er leitet auch das Ensemble und erarbeitet, ganz in der Tradition eines Duke Ellington oder eines Gil Evans, Arrangements, die seinen Mitmusikern auf den Leib geschrieben sind: Jedes einzelne Bandmitglied ist ein wichtiger Teil diese Kosmos und bringt seine unverwechselbare menschliche und musikalische Eigenheit in das Ganze des Klangkörpers ein.

Allein organisatorisch ist dieses Riesenorchester eine Herkulesaufgabe: nur mit viel Geschick und Organisationstalent und Idealismus läßt sich dieser Klangkosmos aus Streichern, Harfe, Bläsern, Rhythmikern überhaupt am Leben zu erhalten. Doch die unbedingte Begeisterung der jungen Musiker für diese Projekt, das ihr das Zeug hat das Leben der Musiker und das ihrer Zuhörer zu transformieren, hat das Wunder möglich gemacht.

Auf welchem Planet Sie auch Zuhause sein mögen, die kollektive Energie, die diese Band entfesselt, wird sich Ihnen unmittelbar mitteilen und Sie entführen in die unendlichen Weiten der Andromeda-Mega-Express-Galaxis! – Oder, wie Daniel Glatzel sagt: Im Weltall ist alles möglich!